07. März 2015

Runder Tisch

Damit Köln nicht Luft und Wasser ausgehen

Vorstand und Arbeitskreise des Brügervereins Zündorf e.V. hatten für Samstag, 7. März 2015, Vertreterinnen und Vertreter der Kommunalpolitik, insbesondere Ratsmitglieder aus dem Ausschuss für Stadtentwicklung, sowie Mitstreiter aus den umliegenden Bürgervereinen zu einem Runden Tisch ins Katholische Pfarrheim in Zündorf eingeladen.

Nach einer Planwagentour, bei der die Dimensionen des Bauplanungsgebiets und die topographischen Besonderheiten gezeigt wurden, präsentierte der Bürgerverein seine bisherigen Recherchen zum städtebaulichen Wettbewerb, der im städtischen Amtsdeutsch verniedlichend "Zündorf-Süd" heißt, und zu ihren Erfahrungen mit der Bürgerbeteiligung.

Am Ende stand die klare Botschaft: Das Verfahren muss unterbrochen werden, weil ganz wesentliche Erkenntnisse fehlen, die zunächst über das Ob und über Umfang und Rahmenbedingungen einer möglichen Bebauung Auskunft geben müssen und damit über das Ob und die Grenzen des städtebaulichen Wettbewerbs. Innerhalb des auch ansonsten fragwürdigen Verfahrens kann dies nicht nachgeholt werden.

Bürgerverein fordert Stopp des Städtebau-Wettbewerbs und der Verhandlungen mit dem Land zur Erschließungsstraße

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Klare Forderungen nach einstündigen Fachvorträgen: Vorsitzender Hans Baedorf erläutert, warum das Verfahren gestoppt werden muss.

Vor den geladenen Gästen gab es zunächst viel Input aus den Recherchen und Fachgesprächen, die im Vorstand und in den vier Arbeitskreisen des Bürgervereins in den vergangenen Monaten geleistet worden sind. Hier die Inhalte in Schlagzeilen:

  • Karin Michel aus dem AK Umwelt zeigte zunächst, dass eine so großflächige zusätzliche Besiedelung übergeordneten umweltpolitischen Zielen widerspricht und in diesem Fall der Landwirtschaft auch noch besonders wertvolle Böden dauerhaft entzieht.
  • Sabine Hammer, Vorstandsmitglied und Leiterin des AK Umwelt, machte dann auf gravierende wasserwirtschaftliche Folgen aufmerksam. Die Versiegelung der riesigen Fläche unmittelbar in der Nähe zum Trinkwasser-Werk, das das rechtsrheinische Köln versorgt, gefährdet dieses. Bauen auf alten Rheinarmen stellt kostenintensive bautechnische Ansprüche. Außerdem sind erhebliche Abwasser-Probleme zu befürchten.
  • Inge Komischke vom AK Umwelt führte den Anwesenden schließlich vor Augen, welche Bedeutung die Fläche für die Entstehung von Kaltluft und als Ventilationsbahn für den Rheintalwind besitzt. Im Interesse der gesamten Stadt Köln, insbesondere von deren sich rasch überhitzender City, dürfe hier eigentlich gar nicht gebaut werden, wenn Köln nicht die Luft ausgehen soll. Dabei geht es nicht nur um Abkühlung, sondern auch um Abtransport der Luftschadstoffe.
  • Reiner Lindlahr, 2. Vorsitzender, blickte auf die Verkehrsprobleme nicht nur unter den schon diskutierten Perspektiven der mangelnden Brauchbarkeit einer 9 km Umweg in die falsche Himmelsrichtung hervorrufenden "Umgehungs"straße sowie der geringen Kapazitätssteigerung, die bei der Linie 7 in der Hautpverkehrszeit noch möglich erscheint. Er zeigte auch auf, wie - vorsichtig gesagt - fahrlässig mit Informationen bei den Verantwortlichen umgegangen wird. Weder sind die vorgelegten Zahlen zum Nahverkehr nachvollziehbar noch die Behauptungen zu den Umgehungsstraßen-Plänen unserer südlichen Nachbarn in Troisdorf und Niederkassel. Von einer endgültigen Ablehnung ihrer Trasse durch die Spicher Seen auf die Belgische Allee zu (unter Nutzung der dort ungenutzt brachliegenden Eisenbahn-Unterführung) wusste man dort nämlich nichts. Auf Basis dieser angeblichen Ablehnung will aber die Stadt Köln gerade einen Vertrag mit dem Land über ihre unbrauchbare Umgehungsstraße schließen!
  • Hans Baedorf, 1. Vorsitzender, zeigte schließlich mit eindringlichen Beispielen, wie Bevölkerung und Politiker mit manipuliert erscheinenden unterschiedlichen Fakten versorgt werden, aber auch wie herablassend und abweisend mit sorgfältig in der Freizeit erstellten Protokoll-Ergänzungen und fachlichen Nachfragen der Bürgerinnen und Bürger umgegangen wird. Aber nicht wegen des deshalb gestörten Vertrauens müsse das Verfahren zum städtebaulichen Wettbewerb abgebrochen werden. Die erforderlichen unabhängigen gutachterlichen Klärungen zu Umwelt- und Verkehrsfragen können nämlich gar nicht in einem städtebaulichen Architekten-Wettbewerb herbeigeführt werden. Das müsse aus fachlichen und methodischen Gründen unbedingt vorher passieren, sagte Baedorf. Als Diplom-Ingenieur und Architekt weiß er, worüber er redet.

Die Vertreter der Politik zeigten sich beeindruckt. Ob sie sich zutrauen, das Verfahren durch die Verwaltung beenden zu lassen, bleibt abzuwarten. je länger die abschließende Diskussion dauerte, desto größer schien der Wunsch in den Reihen der Politik, die Grundsatzthemen doch im Rahmen des nächsten Zielfindungs-Workshops für den städtebaulichen Wettbewerb im April zu bearbeiten.

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